Etwas Persönliches …

1953 habe ich in Bremen-Nord das Licht der Welt erblickt. Meine Freizeit verbrachte ich seit frühester Jugend am Wasser. Zuerst im elterlichen Kanu und dann im Segelboot wuchsen mir erste Seebeine, die sich später bei der Revier- und Hochseesegelei auf eigenem Kiel als sehr nützlich erwiesen. Meine Eltern besaßen einen Kielschwert-Jollenkreuzers, gebaut 1960 bei De Dood  in Bremen, den ich später übernommen habe. 

Ab Ende der 70er Jahre begann ich mich mit Halbmodellen zu beschäftigen. Übungs- und Anfangsobjekt war der besagte Kielschwerter. Und weil er gelang ließen sich einige Mutige davon überzeugen, sich auch Ihre Yacht modellieren zu lassen. So reifte schnell die Idee, mir während des Studiums ein paar Mark dazuzuverdienen.

1995 wurde aus dem Hobby ein Beruf und, obwohl es so nicht geplant war, es ist bei Halbmodellen nicht geblieben. Meine Kunden trauten mir mehr und anderes zu und so gehören auch Vollmodelle von Yachten und Schiffen und die Restaurierung von Schiffsmodellen zu meinem „Repertoire“.

Hier können Sie ein Portrait über meine Werkstatt als Zeitungsartikel ansehen.

Etwas Gestalterisches …

Die Technik, aus einem schichtweise verleimten „Holzblock“ die Linien eines Schiffes originalgetreu herauszuarbeiten, erlernte ich von einem alten Schiffbauingenieuer, einem Freund des Hauses. Dieser klassischen Bauweise bin ich bis heute treu geblieben, ebenso dem dazugehörenden Werkstoff Holz. Und so soll es auch bleiben, CNC-Technologie hin oder her…

Das Größte und das Kleinste

Die bisher aufwändigsten Modelle waren zwei Forschungsschiffe ( „Sonne“ und „Maria S. Merian“) im Maßstab 1:50 und knapp 2 m lang, bestimmt für die Abteilung Meeresforschung des Ozeaneums in Stralsund. Neu war für mich insbesondere das Material Plastik in Form von Polystyrol-Platten und Profilen und Klebetechniken, die den Modellen eine lange Lebensdauer garantiert. Das waren große Herausforderungen, aber ich hatte ja bereits genügend „Übungsobjekte“ hinter mir: wie z.B. die Bark „Passatwind“ und etliche Yachtmodelle.

Das kleinste Modell war ein Halbmodell von einem Folkeboot, gerade mal 9 cm lang. 

Meine Favoriten

Halbmodelle sind immer noch meine maritimen Lieblings-Objekte. Bieten sie doch die größten Freiheitsgrade bei der Gestaltung: dem Techniker reicht die pure schnörkellose Rumpfform, der Holzliebhaber lässt sich auch seine GFK-Yacht aus verschiedenen Edelhölzern modellieren, und der Detailversessene  braucht alle Zierstreifen, Luken, Fenster, Winschen, Relingstützen und natürlich die Teakstabdeck-Imitation, um sein Traumschiff wiederzuerkennen.

Der Grund

Experimentierfeld sind auch die Grundplatten. Außer dem Klassiker Holz kommt auch Glas zum Einsatz, Segeltuch, Leinentuch oder Seekarten. Großer Beliebtheit erfreuen sich  Halbmodelle mit einem Segelriß als Hintergrund, der auf einem Stück Dokumentenpapier kopiert wird und mit allerlei Informationen und Schmuckelementen angereichert werden kann, wie Risse, Vereinswimpeln, Widmungen, Schiffsdaten, etc..

Aber warum denn nur ein halbes Schiff oder Boot ? Vielleicht, weil es die preiswerteste Variante ist, an ein Modell zu kommen ?

Etwas Historisches …

Unsere Vorfahren verfolgten einen anderen Ansatz.

Standen die kleinen Werftbetriebe früher vor dem Problem, wie sie sich die Form eines neu zu bauenden Schiffes erschließen könnten, ohne einen „Konstrukteur“ bemühen zu können oder zu wollen, wurde zunächst ein Block aus Holschichten hergestellt (verleimt oder mit Holzpflöcken zusammengesteckt) und die Form in Kooperation zwischen Werftbaas und Auftraggeber herausgearbeitet. Hiervon wurden die Spantformen abgenommen ( "abgekupfert"), auf dem Schnürboden vergrößert und danach die richtigen Spanten gebaut. Und da ein Schiff ja nun mal „einigermaßen“ symmetrisch ist, reicht eine Seite, um sich auch die andere Seite generieren zu können.

Halbmodelle als technische Hilfsmittel für die Schiffbauer fanden ihre Blütezeit während der Zeit des Stahlschiffbaus. Von nahezu jedem Schiffstyp wurde nach der Erstellung der Konstruktionszeichnung ein Halbmodell gebaut und die Außenhaut darauf abgewickelt. Dargestellt wurden z.B. die Stahlplattenumrisse, Schweißnähte, Bulleyes und Decks.

In meiner Werkstatt hängt eines dieser Werftmodelle von den Tankern Esso Düsseldorf und Esso Frankfurt, erbaut von der AG Weser, in der handlichen Länge von 390 cm. Wie die echten Dinosaurier starben auch diese Halbmodell-Dinos aus, Ursache hierfür waren allerdings die Computer.

Damit erschöpft sich die technische Verwertung von Halbmodellen noch nicht und bekommt zugleich eine ästhetische Komponente: Kein geringerer wie der US-Konstrukteur Nat. Herreshoff setzte seine Visionen vom Yachtdesign zunächst in Form eines Halbmodelles um. Sein blinder Bruder erfühlte dann mit seinen Händen den Strak des Rumpfes. Dann erst durfte auf die Konstruktion der Bau folgen.

Im Herreshoff-Museum (www.herreshoff.org) kann man sich an der Galerie von Halbmodellen satt sehen. Der New York Yacht Club hat in seinem berühmt gewordenen „model-room“ unendlich viele Halbmodelle von Yachten gespeichert, ebenso wie der Royal Thames Yacht Club in London. Und wer nicht ganz so weit reisen möchte, wird auch im Altonaer Museum auf seine Kosten kommen oder im Museum für Hamburgische Geschichte.

Halbmodelle erfüllten allerdings auch schon frühzeitig eine Funktion als Schmuckstücke für die Wohnstuben. Hier sind in erster Linie die Dioramen zu nennen, die sich die Seeleute auf Ihren langen Reisen bauten, um sie zu Hause Ihren Liebsten zu schenken.

Manch eine Boots- oder Yachtwerft schenkte guten Kunden ein Halbmodell als Dank für den Auftrag.  Modelle konnte sich jeder Yachteigner aber auch bereits vor mehr als 100 Jahren bauen lassen: So entdeckte ich in einer Ausgabe der Zeitschrift „Yacht“ aus dem Jahre 1907 eine entsprechende Annonce. Der Preis damals: „…von 10 RM an.“. Vollmodelle  gab es von 25 RM an und geplankte Modelle von 45 RM an“.

Etwas Philosophisches …

An diese Traditionen knüpfe ich mit meinen Arbeiten an. (Wenngleich leider nicht bezüglich der Preise). Klassisch in der Bauweise, versuche ich meine Designvarianten so vielfältig wie möglich zu gestalten. Gerne nehme ich auch Anregungen von meinen Kunden auf, um diese bei Auftragsarbeiten umzusetzen. Ich erfinde natürlich keine neuen Formen. Das überlasse ich schon weiterhin den Konstrukteuren, aber das Spielen mit verschiedenen Edelhölzern, Detaillierungen und Materialien für Grundplatten schafft größere Nähe zum Original oder eine abstrahierte Schönheit.

Grundlage für die Modellierung von Halbmodellen sind Linien- und Spantenrisse, weil sich in Ihnen die originale Form widerspiegelt. Insofern leisten Halbmodelle, die auf dieser Basis hergestellt wurden, auch einen Beitrag zur Erhaltung von Kulturgut. Wenn die Originale längst vergangen sind, die Risse vergilbt oder verbrannt sind, kann aus einem Halbmodell das Original wieder auferstehen.

Insofern kann ein Halbmodell auch mehr sein, als nur dekoratives Element.

Etwas Geographisches …

Meine Arbeiten haben Freunde in aller Welt gefunden. Überproportional vertreten sind sie nach wie vor in der Norddeutschen Tiefebene. Dazu beigetragen haben viele Ausstellungen und Veranstaltungen: in Bremen, Hamburg, Stralsund, Cuxhaven, Greetsiel, Düsseldorf und Rostock. Auf der Hanseboot war ich regelmäßig seit 1995 als Aussteller dabei. Auch Veranstaltungen wie die des Freundeskreises Klassische Yachten in Flensburg, Laboe und Bremen (boatfit) habe ich besucht.

Bei der Globalisierung des „Halbmodell-Geschäftes“ hilft das internet: so hat z. B. die zweitgrößte Tankerreederei der Erde in den USA beschlossen, Mitarbeitern, die mindestens 25 Jahre im Betrieb sind, mit einem Halbmodell von der USS Constitution zu ehren. Aber auch aus Kanada, Lettland, Kolumbien, Japan, und vielen europäischen Ländern kamen Anfragen und Aufträge. Zwei Halbmodelle führten bereits eine Erdumseglung durch und das Segelschulschiff der Bundesmarine „Gorch Fock“ besitzt zwei Halbmodelle von sich selbst an Bord.

Referenzliste

judel/vrolijk ( Bremerhaven) | Weltkulturerbe Bremer Rathaus | Sloman-Neptun Schiffahrtsgesellschaft (Bremen) | Blohm&Voss (Hamburg) | Overseas Shipholding Group (Florida, USA) | Ozeaneum (Stralsund) | RF-Forschungsschiffahrt (Bremen) | Briese Schiffahrt (Leer) | Yachtdesign Nissen (Laboe) | Internationales Maritimes Museum (Hamburg)